Geschichte

Geschichte der Gottlob Kurz GmbH

 

01.Juli 1893

Der schwäbische Kaufmann Gottlob Kurz zog von Backnang bei Stuttgart, zusammen mit seiner Frau und den ersten Kinder, nach Wiesbaden. Hier gründete er, gemeinsam mit seinem damaligen Partner, die Firma Gottlob Kurz mit Sitz in der Bahnhofstraße 6 in Wiesbaden.
Durch den Internisten Kongress, der jährlich im Kursaal tagte, sah er hier gute Chancen für sich und sein geplantes Unternehmen.
In seinem Sortiment befand sich der Bedarf für Human- und Tiermedizin sowie Pflege, Sanitätsdienst, Feuerwehr und die Gemeinde.


1902

Die Räumlichkeiten in Wiesbaden wurden für das Unternehmen und die Familie zu klein. Gottlob Kurz fand in Igstadt ein geeignetes Grundstück, auf dem er bauen konnte; besonders günstig war der direkte Eisenbahn Anschluss.
Nach Fertigstellung des Gebäudes 1902 zog die Firme in den unteren Bereich, die Familie bewohnte die obere Wohnung.
Angestellte fanden Platz in den Räumlichkeiten des Dachgeschosses.
 
Im Laufe der Jahre nahm die Firme weiter an Größe und Bedeutung zu. Wiederrum wurden die Räume, in der sich die Firma befand, zu klein und ein reines Firmengebäude wurde geplant und auf dem Grundstück neben dem Wohngebäude erbaut.
 
Im Jahr 1914 zog die Firma dorthin um.
Unter ihrem Dach befand sich nun neben dem Versandhandel eine eigene Sattlerei, eine Näherei, Schlosserei und Schreinerei.
 
In den nächsten Jahren traten nach und nach die Kinder des Firmengründers in den Betrieb ein.
Je nach Begabung und Anforderung wurden diese im Büro, den jeweiligen Werkstätten oder im Außendienst eingesetzt und erlernten einen Beruf.
 
Gottlob Kurz hatte zusammen mit seiner Frau Maria Kurz geborene Wangner 13 Kinder. Zehn dieser Kinder erreichten das Erwachsenen Alter. Acht traten in den Betrieb ein.
 
Das Gebiet der häuslichen Geburtshilfe nahm an Bedeutung zu. Gottlob Kurz entwickelte seine ersten eigenen Taschen und Koffer für die Hausgeburt und die Nachsorge, sowie die Pflege.
 
Der „Original Wiesbadener Hebammenkoffer“ war geboren.
Auch heute ist dieser in Hebammenkreisen noch ein Begriff und wird in Internetauktionen mit hohen Preisen gehandelt. Ebenso sind in vielen Museen diese Koffer noch zu bewundern. So findet man zum Beispiel einen hier im Archiv des Stadtmuseums von Wiesbaden.
 
Diese Koffer waren mit allem Ausgestattet was während der Hausgeburt und der Wochenbettpflege benötigt wurde.
 
Der Nachholbedarf an Verbrauchsmaterialien, wie Verbandsmaterial, Nabelschnurband und vieles mehr, wurde per Post bestellt und dann per Post oder Bahn versandt.
Selbst Hebammen und Gemeinden aus dem Ausland bestellten in Wiesbaden.
 
Anfragen über den Inhalt der Hebammen Koffer, Entstehung und weiteres erreichen uns noch heute, aus dem gesamten europäischen Raum.


Der erste Weltkrieg hinterließ seine Spuren.

Die Firma expandierte. Es wurden mehr Mitarbeiter eingestellt, zumeist Bewohner aus Igstadt.
Zwei Söhne wurden einberufen und fielen an der Front. Ein herber Verlust für die Familie und den Betrieb.
 
Wirtschaftlich ging es dem Unternehmen nach dem ersten Weltkrieg nicht mehr so gut. Gottlob Kurz musste einige seiner Kinder entlassen. Sie suchten sich vorübergehend andere Arbeitsplätze in Betrieben in der Umgebung.
 
Im Jahr 1917 verstarb der Firmengründer Gottlob Kurz im Alter von 65 Jahren.
 
Die Firma wurde von seinen Kindern Eduard, Gottlob jr. Johanna, Carl, Magdalena und Walter weitergeführt.
Walter Kurz spezialisierte sich auf den Bereich der Feuerwehr. Er lebte dies viele Jahre auch privat als Kommandant bei der freiwilligen Feuerwehr in Igstadt.
 
Die handliche Federzugwaage für die Geburtshilfe und Nachsorge, mit seinem bis heute bestehenden Wiegetuchsystem, wurde entwickelt und auf den Markt gebracht.
 
Der Tod von Gottlob jr. Zu Beginn 1938 bedeutete einen weiteren herben Verlust für die Familie und das Unternehmen.
 
In den Jahren vor und während des 2. Weltkrieges erlebte die Firma einen starken wirtschaftlichen Aufschwung.
Vor allem der Feuerwehr-/Sanitätsbedarf und der Humanmedizinische Bereich florierten.
 
Die häusliche Geburtshilfe nahm unter der nationalsozialistischen Haltung wieder zu.
Nana Conti, die damalige Reichshebamme, hatte über ihren Sohn nicht unerheblich Einfluss auf diese Entwicklung.
 
Der Geburtshilfliche Bereich – Hebammenbedarf mit seinen Koffern, Taschen, Waagen, Instrumenten und Verbrauchsmaterial – florierte weit über die Zeit des dritten Reichs hinaus.
 
Aber auch sonst brachte diese Zeit, mit ihren Machthabern, einige Veränderungen mit sich.
Carl und Walter Kurz, die damaligen Geschäftsführer der Firma, trat der NSDAP bei, um die Geschicke der Firma weiter lenken zu können.
Mit diesem Schritt taten sie sich nicht leicht, wie der Rest der Familie waren auch sie eher unpolitisch.
 
Während der Zeit des Krieges beschäftigte das Familienunternehmen bis zu 200 Mitarbeiter.
 
Auch dieser Krieg forderte seine Opfer. In der Bombennacht auf Wiesbaden am 02.02.1945 starb Eduard zusammen mit seiner Familie. Die Lücke, welche Eduard im Betrieb hinterließ, musste geschlossen werden.
 
Die nächste große Veränderung stand dem Unternehmen, nach Ende des zweiten Weltkrieges, bevor.
 
Carl und Walter Kurz mussten, aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit – wenn auch nicht aktiv – die Geschäftsleitung abgeben.
 
Die Geschicke der seit vielen Jahren bestehenden OHG wurden von nun an von den beiden weiblichen Familienmitgliedern Johanna und Magdalena Kurz geleitet.
 
Die 3. Generation der Familie wuchs heran und steckte ihre Fühler in Richtung eines Berufes bzw. Mitarbeit aus. Das Weiterbestehen des Unternehmens war gesichert.
 
In den 1950/60 Jahren erfuhr der Betrieb einige Veränderungen.
Der Veterinärmedizinische Bereich wurde komplett eingestellt.
Der Sanitätsbedarf nahm an Bedeutung immer mehr ab, die Verbände hatten ihre eigenen Beschaffungsstellen, ebenso die Feuerwehren und Gemeinden.
Walter Kurz, der verantwortliche Leiter, ging Ende der 70er Jahre in Rente. Der Feuerwehrbedarf wurde aus dem Sortiment genommen.
Sanitätshäuser kümmerten sich um den Pflegebedarf in der häuslichen Krankenpflege.
 
Dahingegen nahm der Hebammen und Geburtshilfliche Teil an Bedeutung zu.
Der Koffer bestand aus einer festen Grundausstattung und wurde je nach Bedarf und Anforderung des jeweiligen Landkreises zusätzlich bestückt.
Er war das Aushängeschild der Firma Gottlob Kurz.
 
Eine geschmackvolle Dienst- und Arbeitskleidung samt Hauben wurde entworfen, unter Gebrauchsmusterschutz gestellt und in der eigenen Schneiderei und Näherei gefertigt.
Diese war sowohl für die warme wie auch die kalte Jahreszeit geeignet. Sie bestanden aus einem leichten hellblauem Baumwollkleid, einem leichtem Sommerumhang in derselben Farbe, für den Winter einen dunklem Loden Mantel. Zum Schutze der Dienstkleidung wurde bei der Pflege der Wöchnerin und des Neugeborenen eine weiße Schürze getragen. Speziell für die Geburt zog die Hebamme einen weißen Geburtskittel zusammen mit einer Gummischürze an.
 
Die eichfähige Federzugwaage P301e, zum Ermitteln des Geburtsgewichtes, wurde entwickelt, patentrechtlich geschützt und auf den Markt gebracht. Bis heute wird diese unverändert gebaut und von den Hebammen bei der Hausgeburt angewendet. So wie es der Gesetzgeber seit damals vorschreibt.
Immer wieder erreichen uns heute Waagen, deren Eichung mehr als 30 Jahre zurückliegen. Eine neue Eichung war bisher immer problemlos möglich.
 
Doch der Trend zur Entbindung in der Klinik nahm immer mehr zu und somit der Koffer an Bedeutung ab. Am Ende der 1970er Jahre wurde die Sattlerei geschlossen und die Produktion der Lederwaren gänzlich eingestellt.
 
Die Koffer wurden nicht mehr benötigt.
 
Kurt Hoppe, ein bekannter Architekt aus Wiesbaden und enger Freund der Familie, hatte zusammen mit Magdalena Kurz die Idee, die Neugeborenen in der Klinik mit einem verplombten Armbändchen vor Verwechslung zu schützen.
 
Die „KURZ Original Signatur“ war geboren, ein System welches bis heute in Geburtskliniken im In- und Ausland Verwendung findet.
 
Es kam die Zeit, in der so gut wie keine Hausgeburten mehr stattfanden und die Hebammenarbeit auch in der Nachsorge immer weniger wurde.
Die Wichtige Notwendigkeit dieser Betreuung für Mutter und Kind wurde erst viele Jahre später erkannt.
Mitarbeiter die Alters halber ausschieden wurden nicht mehr ersetzt, die Arbeitszeiten reduziert.
Erst mit zunehmendem Alter der Geschwister Kurz wurden wieder neue Mitarbeiter eingestellt.
Der Betrieb hatte jedoch keine Vollbeschäftigung mehr, sondern nur noch einen kleinen Versandhandel.
 
Von den 13 Kindern des Gottlob Kurz Senior hatten nur drei eine eigene Familie gegründet.
Seinen Enkelsöhne Joachim, Friedrich, Ekkehard und Martin hatten sich nach ihren eigenen Ausbildungen anderweitig orientiert und machten Karriere in bekannten Firmen oder gründeten ihre eigenen Unternehmen.
 
In den folgenden Jahren verstarben Carl (1976) Walter (1984) und Magdalena (1986) Kurz.
 
Die letzte verbliebene der Geschwister – Johanna Kurz – hatte da das 90. Lebensjahr bereits überschritten.
Ihr ganzes Lebenselixier war das nun mehr kleine Unternehmen, mit noch vier Mitarbeitern.
Pflichtbewusst arbeitete sie jeden Tag von acht bis zwölf Uhr. Der Nachmittag gehörte ihr und ihren Interessen.
Zu ihrer Entlastung und Hilfe stellte Sie sich ihren Neffen Martin Kurz zur Seite.
Dieser übernahm den kleinen Betrieb nach ihrem Tod 1989, ebenso wie das Stammhaus in der Hinterbergstraße.
 
Martin Kurz – Enkel von Gottlob Kurz – wandelte die OHG in eine GmbH um, renovierte das Denkmal Geschützte Stammhaus und zog das Unternehmen aus dem nun viel zu groß gewordenen Firmengebäude zurück.
 
Schritt für Schritt baute er den kleinen Betrieb wieder auf.
Die Hebammentätigkeit in der Nach- und in der Vorsorge nahm an Bedeutung wieder zu.
 
Er besuchte Hebammenkongresse und Veranstaltungen, immer an seiner Seite seine Mitarbeiterin Erika Beierer. Zusammen berieten sie die Hebammen vor Ort und stellten ihnen individuelle Ausstattungen zusammen, je nach Tätigkeitsfeld.
Die Hebammen konnten auf diesen Fachveranstaltungen die Produkte in die Hand nehmen und ausprobieren.
Einladungen zu den Kongressen in Österreich und der Schweiz folgten.
Die Gottlob Kurz GmbH war wieder über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt geworden.
 
Mit viel Engagement und Herzblut führte er das Unternehmen in eine Zukunft.
Im Dezember 2009 verstarb Martin Kurz unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit.
 
Aus der vierten Generation übernahm seine Tochter Bettina Kurz-Mann die Firma.
Sie hatte ihren Vater schon seit einigen Jahren, bei Kongressen und in fachlichen Fragen, unterstützt.
Im Sinne ihres Vaters und der Vorfahren haben Sie und ihr Mann, der 2011 dem Unternehmen beitrat, die Firma Gottlob Kurz GmbH modernisiert und weitergeführt.
 
Für die Hebammen, Ärzte, Pflegepersonal, Rettungsdienst und Therapeuten ist die Gottlob Kurz GmbH ein kompetenter Partner.
 
Im Jubiläumsjahr beginnt die erste Auszubildende. Sie erlernt den Beruf der Bürokauffrau für Büromanagement.
 
Die fünfte Generation hilft bereits Tatkräftig mit. Auch sie werden, wie andere zuvor, zuerst ihre eigenen beruflichen Wege gehen.
 
Mit positiver Erwartung, dass sie zu gegebener Zeit bereit sind das älteste Hebammenfachgeschäft Deutschlands zu übernehmen und weiterzuführen.
In der Hoffnung den Standort Wiesbaden-Igstadt weiterhin aufrechterhalten zu können.

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